Was ist klug, was ist dumm?
Den Intelligenzquotienten lasse ich geknebelt und gefesselt über die Planke gehen. Sollen sich doch die Haie an seinem auf Logik begrenzten Körper die Zähne ausbeissen.
Kluge Menschen horten in ihrem Oberstübchen viel und möglichst vollständiges Wissen, das der Wahrheit am nächsten kommt. Der Dumme hingegen neigt in den Augen des Klugen gerne dazu, das Gegenteil zu verkörpern. Also entweder nicht viel Wahres, oder viel Unwahres zu wissen und sich bestenfalls einseitig zu informieren.
Das Internet gibt nun den Klugen wie auch den Dummen die Möglichkeit, kostengünstig das Wissen zu vertiefen, zu vergrössern und zu verbreiten.
Das Internet fördert in beide Richtungen
Glaubt jemand an absurde Verschwörungstheorien, kann er sein Wissen und seinen Glauben diesbezüglich vertiefen und weitere Bestätigung dafür ernten. Denn für viele Dummheiten gibt es erschreckend viele Verfechter und Gleichgesinnte.
Es zeugt von grosser Klugheit, nicht bloss nach dem Wissen zu suchen, woran man gerne glauben möchte, sondern sich auch Wissen anzueignen, das die Gegenseite ernährt. Wird ein Links- oder Rechtsextremer durch Recherche im Internet zur Vernunft gebracht, ist er durch das Internet klüger geworden. Aber nur, weil er eigentlich gar nicht so dumm ist und eine Voraussetzung zu klugem Denken besitzt. Verschmutzt er sich sein Gedankengut weiterhin mit radikalen Parolen und besitzt er keine Voraussetzung wo Klugheit gedeihen kann, wird er auch durch das Internet nicht klüger, sondern bloss in seiner Dummheit wissensreicher.
Das Internet beschleunigt höchstens bestimmte Vorgänge und bündelt mehr denn je, kluge wie auch dumme Gesinnung, da eben beide Seiten die Inhalte für das Internet bereitstellen. Somit kann das Internet die Gedanken, ähnlich wie auch die Bücher oder die Lebenserfahrung, nur soweit beackern, wie es die äusseren und inneren Umstände zulassen.
Wir sind mit grösserem Wissen gesegnet als jemals zuvor. Ob es klüger oder dümmer macht, hängt weniger vom Internet oder Medium ab, als vielmehr von Gegebenheiten und insbesondere von uns selbst, was wir glauben möchten und was wir bereit sind zu lernen.
Dieser Artikel wurde am 23.03.2015 in folgenden Zeitungen publiziert:
Südostschweiz Graubünden, Südostschweiz Glarus, Südostschweiz Gaster/See sowie Sarganserländer.